My CMS

Auf den Spuren des Erdbebens

Wie letztes Mal vorgewarnt sind wir jetzt in Cheviot, etwas mehr als 100Kilometer vor Christchurch.

Offenbar gilt auch hier die Island-Wetterregel: Niemals übers Wetter sprechen (oder in meinem Fall schreiben), sonst regnet es am nächsten Tag. Am Tag nach dem letzten Blogbeitrag (in dem ich im allgemeinen das tolle Wetter der Westküste erwähnt hatte) regnete es nur einmal. Eigentlich planten wir, in den Nordwesten nach Takaka zu fahren, aber als der Regen immer stärker wurde, je weiter wir in den Norden kamen, beschlossen wir, dass es bei diesem Wetter nicht viel zu sehen gibt. Wir besuchten also nur kurz das Örtchen Motueka, und suchten danach einen Campingplatz etwas südlich davon auf, wo wir den Abend lesend im Auto verbrachten. Draussen schüttete es aus Strömen, und schon bald standen wir neben einem See, der am nächsten Morgen noch grössere Ausmasse angenommen hatte. Die Strasse vom Campingplatz nach draussen auf die Hauptstrasse war komplett überflutet, wir fuhren quasi in einem Flussbett.

An diesem Tag war das Wetter zwar teilweise recht sonnig und warm, aber andernorts wurden wir erneut verregnet. In Nelson schien zwar ausnahmsweise gerade die Sonne, was wir für einen Spaziergang durch die Einkaufsstrasse nutzten. Aber schon kurze Zeit später zog es uns weiter.

Die Strasse führte über Bergstrassen nach Havelock, und schliesslich nach Blenheim. Ein Stück vor Havelock befindet sich die Pelorusbridge, eine einspurige Brücke. Wir waren erstaunt, wie gut das auf einer recht wichtigen Hauptstrasse funktioniert. Keine Ampel, nur zwei Schilder an beiden Enden der Brücke, die den Vortritt regeln.

Nach Chicken and Chips im Café neben der Brücke (die eigentlich sonst im Nichts steht) folgten wir einem der kurzen Fusswege zum Fluss hinunter, wo wir mitten in einem Drehort von „Der Hobbit“ standen. Nach den starken Regenfällen war aber heute das Wasser nicht wie im Film sichtbar und im Reiseführer beschrieben „kristallklar“, sondern matschbraun und sehr hoch!

Unser Tagesziel befand sich ein Stück nach Havelock am Cape Campbell, wo ein schöner Campingplatz sein soll. Das war er auch! Mit Aussicht direkt aufs Meer, und für einen kurzen Moment bis zur Küste der Nordinsel. Abends hatten wir perfekte Sicht auf den Regen im Norden und später eine sternenklare Nacht. Man sah sogar die Lichter über Wellington!

Gestern ging unsere Reise weiter Richtung Kaikoura. Wir fuhren auf der Strasse, die vom Erdbeben am 13.11.2016 stark beschädigt wurde, und erst vor einem Monat wieder geöffnet wurde. Die Bauarbeiten sind aber immer noch in vollem Gang. Überall sah man Erdrutsche, die stabilisiert wurden, komplett verbogene Leitplanken, die am Strassenrand lagen, Tunnelwände wurden mit Felsanker fixiert. Der Strassenbelag war teilweise erst einige Tage alt. An einigen Stellen musste eine neue Strasse gebaut werden, und die Überreste der alten Strassen waren unter Felstrümmern noch zu sehen. Hier wird es einem erst so richtig bewusst, wie kräftig die Naturgewalten sind, und wie wenig wir dagegen auszurichten haben!

Da auf einem Grossteil der Strecke Halteverbot herrscht (da es immer noch teilweise einspurig ist, und die Ausweichstellen mit Baumaterial und – maschinen verstellt sind) waren wir schon Mittags in Kaikoura. Kurzentschlossen buchten wir uns doch noch eine Walbeobachtungstour. Und wir sind so froh, haben wir es gemacht! Es war genial!

Zuerst suchten wir einen Pottwal. Und es dauerte auch gar nicht lange, bis wir ganz weit weg eine Fontäne von einem Blasloch entdeckten. Der Kapitän gab Gas, und kurze Zeit später waren wir beim Wal. Dieser liess sich gar nicht von uns stören, blieb noch einige Minuten an der Wasseroberfläche und atmete, bevor er schliesslich abtauchte, und uns eine wunderschöne Schwanzflosse zeigte. Pottwale tauchen etwa 45Minuten, bevor sie wieder für 10Minuten an die Wasseroberfläche kommen um zu atmen.

Schon diese erste Sichtung war mehr, als wir eigentlich erwarteten. Nie hätten wir gedacht, dass wir einen Pottwal so nah zu sehen bekommen! Aber es ging noch weiter: Nachdem der Pottwal abgetaucht ist kehrte das Schiff ab, und kurze Zeit später befanden wir uns mitten in einer riesigen Gruppe von Delfinen, die mit den Wellen von unserem Schiff spielten. Es schwammen mindestens hundert Delfine um unser Schiff, man wusste gar nicht, wo man hinschauen sollte! Nach einer Weile sagte plötzlich eine der Crew etwas von einem Orca. Sofort wurden alle auf dem Schiff still, und die Delfine waren Nebensache. Kurze Zeit später waren auch diese alle verschwunden, als bemerkten sie, dass sie nicht mehr bewundert wurden. Es dauerte nicht lange bis wir tatsächlich die Rückenflosse von einem Orca sahen! Und nicht nur einer, drei schwammen um unser Schiff und tauchten regelmässig auf. Einer schwamm drei Meter von mir entfernt unter dem Schiff durch! Orcas werden nicht alle Tage gesichtet, wurde uns gesagt, wir hatten also riesiges Glück!

Als auch die drei Orcas nach einer Weile abtauchten, machten wir uns nochmal auf Pottwalsuche. Wieder dauerte es nicht lange, bis wir einen fanden, der an der Wasseroberfläche trieb und regelmässig Wasserfontänen in die Luft blies. Wir bestaunten dieses riesige Tier, und erfreuten uns erneut an einer wunderschönen Fluke, als er abtauchte!

Auf dem Rückweg machte der Kapitän einen kurzen Abstecher zu einer kleinen Insel ganz Nahe an der Küste, wo es nur so von Pelzrobben wimmelte.

Zurück am Land konnten wir es eigentlich kaum erwarten, unsere Bilder anzusehen, aber der Magen wollte leider zuerst an die Reihe kommen. Wir schlenderten durch das „Town Center“ und fanden etwas Gutes zu Essen.

Heute Morgen fuhren wir nochmal durch das Ortszentrum, bis ans Ende der Halbinsel von Kaikoura. Hier sahen wir spezielle Felsformationen, und nochmal einige Pelzrobben von ganz nah. Auf dem Rückweg wollten wir in den „4Square“, einen Supermarkt. Mit offenem Mund standen wir vor der verschlossenen Tür: Dieser Laden, und einige weitere mussten nach dem Erdbeben schliessen, weil das Gebäude nicht mehr sicher war. Am Abend zuvor sind uns zwar die Stützen unter der überhängenden Dach aufgefallen, aber nicht, dass die Läden innendrin gar nicht mehr existierten! Im Supermarkt standen noch leere Regale und im Paperplus daneben waren die Regale sogar noch gefüllt, auch der Postkartenständer stand wie eh und je neben der Kasse. Ich hatte eine Gänsehaut!

Auf der Weiterfahrt staunten wir erneut ab den Ausmassen des Erdbebens. An einer Stelle sah man, wie ein Tunnel vom Bahngleis nebenan einfach zusammengedrückt wurde! Der Tunnel hatte nicht mehr den gleichen Durchmesser wie zuvor!

Die Temperaturen stiegen heute auf 31Grad an. Das bedeutete für uns, dass wir einen schönen Strand finden mussten, wo man ins Meer springen kann. Diesen fanden wir an der Küste von Cheviot. Wir liessen uns von den Surfwellen mitziehen, und hatten vor lauter Lachen den ganzen Mund voll Salzwasser.

Morgen holen wir Martha am Flughafen in Christchurch ab, und fahren zum Lake Coleridge. Ich bin sehr auf das Reittrekking gespannt, und freue mich, endlich wieder im Sattel zu sitzen!

3 Kommentare

  1. Liebe Isabel, lieber Markus. die Koffer sind wahrscheinlich gepackt und bald ist Start zur Heimreise. Wir wünschen euch einen guten Flug nach Singapur. Nehmt die vielen schönen Erinnerung an Neuseeland mit euch. Bettina ist ja bereits Unterwegs, wir verfolgen ihren Flug auf dem Flugradar. Wir wünschen euch viel Vergnügen beim gemeinsamen Aufenthalt in Singapur und alles Gute für die weitere Heimreise.
    Mit lieben Grüssen Alice Erwin

  2. Endlich habe mal intensiv deinem Blog gewidmet und muss sagen, es macht richtig Lust auch wieder die Koffer zu packen und die Welt zu erkunden. Suuuuuper schöne Fotos, Kompliment!!!! und auch die Blogeinträge sind interessant zu lesen!
    Geniesse noch die letzten Tage und schon bald eine gute Heimreise

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert