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Warum schottische Engel nicht geradeaus fliegen…

Clava Cairns

25.07.2019

Für diesen Tag war Campingplatzwechsel angesagt. Von Resipole ging es in Richtung Norden. In Invergarry verliessen wir den direkten Weg nach Drumnadrochit, und fuhren in den Westen zum Eilean Donan Castle. Eine wunderschöne, aber viel befahrene Strecke führte uns durch die Schottischen Highlands, wie man sich sie vorstellt. Schliesslich beim Schloss angekommen, hatten wir einmal mehr Glück. Wir waren das letzte Fahrzeug, das noch Platz hatte, hinter uns wurde der Parkplatz für eine Weile gesperrt. Dementsprechend war das Schloss gut besucht. Trotzdem entschlossen wir uns für eine Besichtigung. Mit Audioguide bewaffnet, drangen wir ins Schloss vor. Hier erwartete uns eine sehr spannende Führung. Die Innerräume waren sehr liebevoll und authentisch eingerichtet.

Nach der doch etwa zweistündigen Besichtigung und einem Mittagessen auf dem Parkplatz mit genialer Aussicht auf die drei Lochs und das Schloss ging es auf der gleichen Strecke zurück bis fast nach Invergarry. Unterwegs kroch der Thermometer tatsächlich bis auf 29.5 Grad!!! Wir trauten unseren Augen kaum, und stellten fest, dass wir eindeutig nicht für diese Temperaturen gepackt hatten.

Ein Stück vor Invergarry bogen wir nach links ab ,um eine Abkürzung nach Invermoriston zu benützen, von wo aus uns der Weg wieder in Richtung Norden , und schliesslich auch nach Drumnadrochit führte, wo wir unser Campingplatz reserviert hatten. Zu unserer Freude gehört der Campingplatz zu einem Reitstall, mit grossem Aussenreitplatz und Reithalle. Die Pferdeweide liegt direkt am Hang über unserem Stellplatz, so können wir auch in unseren Ferien „Ponys“ beobachten.

26.07.2019

Etwa eine Meile von unserem Campingplatz entfernt befindet sich das Urquhart Castle. Auf irgendeiner mysteriösen Seite im Internet las Anja, dass es morgens um 8:00 Uhr öffnet. Da die Ruine sehr gut besucht ist, beschlossen wir, gleich in der Früh da zu sein. Als wir zu unserer eigenen Verwunderung tatsächlich um 8:00 Uhr auf dem Parkplatz standen, bemerkten wir, dass das wohl eine Falschinformation war. Denn hier stand „open from 9:30am“ Huuuups…

Wir nutzten die Zeit und gingen in Drumnadrochit einkaufen. Aber auch hier waren wir offensichtlich so früh unterwegs, dass die Hälfte der Gestelle noch leer waren.

Pünktlich um 9:30 Uhr öffneten sich die Tore zum Urquhart Castle. Natürlich standen wir, überpünktlichen Schweizerlis, schon in der Warteschlange. Der Andrang „frühmorgens“ hielt sich in Grenzen, und so konnten wir die Ruine in Ruhe geniessen. Es war eines der wenigen Schlösser, das nicht durch einen Angriff zerstört wurde, sondern von den Besitzern in die Luft gejagt wurde. Warum auch immer!

Nachdem wir die Besichtigung abgeschlossen hatten, und vor der grossen Menschenmasse flohen, fuhren wir ins Glen Affric Tal. Unterwegs machten wir bei dem Chambered Cairn halt. Hier wurde einst eine wohl einflussreiche Frau begraben.

Weiter hinten im Tal befinden sich die Plodda Falls. Nach einer abenteuerlichen Fahrt dahin (wir sahen uns schon hoffnungslos verfahren) trafen wir tatsächlich auf die Wasserfälle. Und nicht nur das: etwa fünf weitere Autos standen da, und hatten offensichtlich den Weg ebenfalls auf sich genommen.

Nach einer kurzen Wanderung durch ein Wood Reserve gelangen wir zum Wasserfall. Von den kleineren, vorabgehenden Fällen waren wir nicht gerade überwältigt. Dass diese aber noch nicht die Hauptfälle waren, begriffen wir erst etwa fünf Minuten später. Der Hauptwasserfall war eindeutig höher als erwartet! Von oben, wie auch von unten war er beeindruckend.

Für den Rückweg benutzten wir eine Schlaufe, um nicht den gleichen Weg zu benützen. Unterwegs wunderten wir uns über eine ziemlich grosse Kirche, direkt neben einem Elektrizitätswerk. Für die paar wenigen Häuser rundherum muss diese Kirche viiiiel zu gross sein.

Zurück in Drumnadrochit auf unserem Campingplatz kochten wir uns etwas leckeres und genossen den Rest des heissen Tages.

27.07.2019

Als wir aufwachten Regnete es. Gefühlt hatten wir in den letzten vier Tagen alle vier Jahreszeiten erlebt. Von eher ungemütlich kalt und regnerisch, bis sommerlich (viiiiel) zu heiss gab es alles dazwischen.

Dieser Tag war perfekt für einen Ausflug nach Inverness. Hier waren wir mal richtige Touris. Als erstes buchten wir uns eine Stadtrundfahrt mit dem Hop-on, Hop-off bus. Nach der einstündigen Rundfahrt schlenderten wir durch die Shoppingmeilen von Inverness und erfreuten uns ab den Souvenirshops (und Bücherläden!).

Das Wetter verbesserte sich, und schien gegen Ende des Nachmittags besser zu werden. Perfekt für einen Besuch im Culloden Moor Battlefield. Hier hofften die Schotten im Jahr 1746 auf den Schottischen König auf dem Britischen Thron. Leider wurde an diesem Tag der Wunsch zur schottischen Unabhängigkeit ein für alle Mal begraben. Obwohl der Kampf nur etwa eine Stunde dauerte verloren die Schotten 1500 Mann in der Schlacht, die Englänger nur etwa 300.

Im Visitorcentre wurde eindrücklich dargestellt, wie die Schlacht vor sich ging, und wie sehr benachteiligt die Schotten wirklich waren. Ausserdem waren unzählige Fundstücke vom Schlachtfeld ausgestellt, wie zum Beispiel Kanonenkugeln, Waffenteile, Knöpfe von Kleidern und Halsketten.

Draussen auf dem Feld wurde mit Fahnen markiert, wo die jeweiligen Fronten standen. Erstaunlich weit auseinander! Die armen Kerle mussten eine ziemlich weite Strecke durchs Moor eilen, dabei den Kanonenkugeln und Musketenschüssen ausweichen, bevor sie zum Nahkampf kamen.

Irgendwie war es eine sehr spezielle Stimmung auf diesem Feld. Neben den Gedenksteinen der verschiedenen Clans lagen Blumen, und keiner von den Besuchern getraute sich etwas zu sagen.

Tief berührt setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren direkt zur nächsten Grabstätte: Den Clava Cairns. Das sind drei Grabhügel aus der Bronzezeit, die jeweils einen Steinkreis rundherum aufgerichtet hatten. Diese Steinkreise dienten als Vorbild des „Craigh na dun“ in der „Highland-Saga Outlander“, einer Romanreihe von Diana Gabaldon. Hier sei die Autorin auf die Idee der Geschichte gekommen.

Ganz unerwartet entdeckten wir ein riesiges Viadukt in der Nähe der Clava Cairns, welches wir natürlich fotografisch festhalten mussten. Da aber der Regen hinter uns her war und in dunkeln Wolken aufzog, machten wir uns auf den Rückweg auf den Campingplatz.

28.07.2019

Heute Morgen begannen wir unseren Tag in einer Whiskey-Destillerie in Muir of Ord. Hier nahmen wir an einer Führung teil. Mit viel Humor erklärte uns der Guide die Whiskey-Herstellung. Wir sahen die riesigen Fässer, in denen das Bier gärte, und die Brennerei, in der das Bier zweimal destilliert wurde um an mehr Alkoholgehalt zu kommen.

Anschliessend wird der Whiskey zwölf Jahre lang in Holzfässer gelagert, um an seinen Geschmack und seine Farbe zu kommen. In diesen zwölf Jahren verschwindet immer etwas vom Whiskey, weil er sich buchstäblich in Luft auflöst. Dieser Teil wir „Angels Share“ genannt. Wenn man bedenkt, dass sich etwa ein Viertel (!) des Whiskeys zu den Engeln begibt, ist es ganz eindeutig, dass schottische Engel nicht nüchtern sein können!

Nach der Führung fuhren wir weiter Richtung Norden, wo wir eigentlich planten, das Fyrish Monument zu besichtigen. Leider bemerkten wir erst im allerletzten Moment, dass es dahin eine zweistündige Wanderung ist, mit steilen Passagen. Durch das unstabile Wetter (und unseres unsicheren Fitnesslevels / Faulheit) entschieden wir uns gegen die Wanderung, dafür aber etwas zu Essen. Die Suche nach einem schönen Ort fürs Mittagessen gestaltete sich etwas schwierig. Wir waren schon „Hangry“ oder „Grungry“, als wir schliesslich einen schönen Ort direkt an der Hauptstrasse fanden. Immerhin gab es eine schöne Aussicht über einen Meeresarm.

Nach unserem späten Mittagessen begaben wir uns wieder nach Drumnadrochit, um hier (vielleicht) Abendessen zu kochen.

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