Seit dem letzten Beitrag haben wir viel erreicht. Zwei Tage haben wir damit verbracht, weiteren Pferden die Hufeisen abzumachen und rauszubringen. Jetzt steht nur noch eine kleine Herde drin, mit „nur“ etwa 30 Pferden. Nach den über 60 abgemachten Hufeisen hatten wir Muskelkater an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Beim Schneiden der Hufe bin ich mit der Raspel nur dreimal abgerutscht: Aber für schöne Schürfwunden an den Fingern reicht es!
Nachdem wir endlich alle Pferde auf der Liste in die Winterferien geschickt hatten, hiess es gestern die Schafe nach Hause bringen. Gestern Morgen ritten wir alle in Richtung Landesinnere, also Richtung Geirastadir, dem Nachbarhof. Alle Schafe, die wir unterwegs fanden mussten auf das Land von Geirastadir, weil sie von da an nach Litla-Bakki, der Verteilungsstation gebracht wurden.
Das Gebiet zwischen Húsey und Geirastadir ist sehr hügelig, und ich weiss jetzt, weshalb wir da immer an bestimmten Orten reiten. Zum Teil ist es selbst für die trittsicheren Islandpferde schwierig voranzukommen. Etwa eine halbe Stunde lang habe ich Skotthetta geführt, weil der Boden so schwierig war, und die Hügel so hoch waren wie ich. Einmal hat Skotthetta tatsächlich den Halt verloren und ist zwischen zwei Hügeln komplett hingefallen. Zum Glück war sie ein paar Leckerlis später wieder zufrieden.
Ganz toll war es, wenn man kurz halt machte, um mit dem Feldstecher die Umgebung abzusuchen, und dann etwa fünf Kilometer weiter hinten, da, wo man eigentlich schon durchgeritten ist, Schafe entdeckt. Aber in diesen Hügeln verwundert es einen nicht, dass sich die Schafe vor einem verstecken können… Was ich auch super fand, war, wenn sich meine Gruppe von acht Schafen, die ich gefunden habe, plötzlich aufgeteilte. Fünf rechts, drei links. Mitten in den Hügeln. So dass man sicher nicht genug schnell um die Schafe herumreiten konnte um sie zu den anderen zurückzuscheuchen. Und dass man sie nach einer Minute schon nicht mehr sah!
Trotz allem kehrten wir nach 3.5 Stunden zurück, was niemand erwartete. Da aber ein Grossteil unserer Schafe am Strand war, ritten Arney, Eva, Annika und ich nach dem Essen nochmal los, um sie nach Hause zu treiben. Das dauerte nochmal 1.5 Stunden. Als dann alle Schafe im Stall waren, begannen wir bei einigen Mutterschafen das Fell zu schneiden. Die Schafe tragen wie einen Mantel aus verfilzten Haaren, und darunter wächst das neue Fell nach. Der Mantel muss weg, da sich die Schafe darin verfangen und sterben können. Um 20.00Uhr waren wir dann müde zurück im Haus. Sogar zum Essen war ich zu müde!
Heute schnitten Zazie und ich den restlichen Schafen den Mantel ab. Ausserdem entwirrten wir die Fischernetze (in denen seit Tagen tote Vögel hingen!) Nach dem Mittagessen durften wir alle nach Litla-Bakki fahren, um am „Réttir“ mitzumachen. Im Anhänger fuhren noch zwei Schafe mit, die über die Jökulsá zu uns schwammen.
Um 14.00 begann der Spass! Die Schafe wurden in den Pferd getrieben, wo wir uns dann auf sie stürzten, und entsprechend den Ohrmarken sortierten. Nach 20 Minuten war der Spass schon vorbei. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht! Danach gab es noch Kaffee und Kuchen für alle. Es war einfach eine richtig gemütliche Stimmung!
Lange konnten wir dann aber nicht mehr bleiben, weil wir mit unseren Schafen weitermachen mussten. Sie mussten alle gewogen werden. Zazie und ich fingen die Schafe ein, sagten Laufey die Ohrnummer und schoben sie auf die Waage. Die erwachsenen Schafe wogen gerne mal bis 90kg!
Wir lachten uns alle einen ab, wenn die Schafe herumzappelten und ihre Hörner in unsere Oberschenkel stiessen. Am Besten hat man die Kontrolle, wenn man sie an den Hörnern festhält und das Schaf zwischen die Beine klemmt. Da merkt man schnell, welche Hörner angenehm geformt sind und welche nicht…
Ich darf jetzt sagen, dass ich von einem Schaf runtergefallen bin! Ich hielt gerade ein Mutterschaf, als es plötzlich herumbockte, und nach vorne wegrennen wollte. Irgendeinmal konnte ich es nicht mehr halten, viel nach vorne auf das Schaf, und wurde vom Schaf ein paar Schritte getragen und danach auf die Waage geschleudert. Das Schaf ist dann natürlich an der Waage vorbeigerannt. Danach gab es eine kurze Pause, weil wir uns vor Lachen nicht mehr halten konnten. Das Schaf liessen wir dann frei herumrennen, bis alle anderen Schafe gemacht waren. Danach haben wir es mit meinem vollen Körpereinsatz wieder eingefangen: Ich lag am Boden, hielt es an den Hörnern fest und es rannte um mich herum.
Als alle Schafe gewogen und sortiert waren, waren Zazie und ich schweissgebadet! Ausserdem habe ich nach dem heutigen Tag mehrere schöne, grosse, dunkelblaue und violette Flecken an meinen Beinen.
Morgen kommt der Lastwagen, um 50 Schafe und Lämmer abzuholen, die zum Schlachter gehen. 27 Schafe und Lämmer dürfen bleiben.
Das Wetter ist recht angenehm im Moment, und die Temperaturen sind milde. Nicht so im Hochland und im Süden: Die Ringstrasse im Süden ist gerade für einige Tage gesperrt, weil sie überflutet ist, und auch bei uns sind die Flüsse Lagarfljót und Jökulsá sehr hoch. Der Lagarfljót hat grosse Flächen von unserem Land überflutet, so dass wir jetzt einige Flüsse durchreiten können. Das riesige Delta der Jökulsá ist komplett mit Wasser gefüllt. Die Seehunde haben nur noch wenige, kleine Sandbanken zum liegen.
Jetzt haben wir kaum noch Reittouren, und im Hostel sind selten mehr als drei Personen. Arbeit gibts immernoch mehr als genug, mal schauen was und die nächste Woche bringt!
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