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Abschiede

Gerade sitze ich in Reykjavík in meinem Hotel und denke an die zweieinhalb Monate in Húsey zurück. Eine schöne, lehrreiche, aber leider auch traurige Zeit ist vergangen. Nie hätte ich gedacht, dass die Zeit hier so endet. Trotz allem habe ich es wieder in vollen Zügen genossen, Teil eines super Working-Teams zu sein. Ich habe mehr in die isländische Lebensweise hineingesehen, als ich erwartet hatte (und ich es vielleicht gewünscht hatte?)

In Húsey ist jetzt fast alles Winterfest. Unser Riesenprojekt, der Zaun, wurde leider nicht fertig, es gab zu viel anderes zu tun. Und als der Boden schliesslich begann zu gefrieren, konnten wir nicht weiter machen.

Die beiden bockigen Böcke konnten wir tatsächlich am Tag nach dem letzten ausführlichen Blogbeitrag einsammeln. Nach fast eineinhalb Stunden reiten (ohne Sattel!) waren sie an der Strasse, und nach weiteren 30Minuten herumrennen standen sie im Anhänger (und wir dachten während dem Treiben, sie sind müde!)

Der Hengstzaun ist auch überprüft und ausgebessert, so wie ein kaputter Draht an einem anderen Zaun ausgetauscht und ein umgekippter Eckpfosten neu eingegraben.

Am Dienstag Morgen brachte ich Nicole nach Egilsstadir an den Flughafen, und war für Beta und mich einkaufen. Das Verhältnis Vegetarier-Fleischfresser steht jetzt immerhin zu 1:1, nicht wie vorher mit Nici 2:1 (ja, ich habe viiiiiel Gemüse gegessen!!! 🙂 ) Komisch, für einige Tage nur zu zweit auf dem Hof zu sein. Im Sommer leben etwa 13 Leute in diesem kleinen Haus, das Hostel ist auch immer gut gefüllt. Plötzlich wird die Stille rundherum noch deutlicher. Keine Leute, keine Autos, keine Flugzeuge, kein Rasenmäher, nicht mal mehr Vogelgezwitscher! Tut gut mal so im Nichts zu sein!

Am Donnerstag wurden die fünf Kühe abgeholt und zum Schlachter gefahren. Bemerkenswert, wie ruhig und geduldig hier mit den Tieren gearbeitet wird. Das Tier bekommt die Zeit, die es braucht, um in den Lastwagen zu steigen. Das ist mir schon bei den Schafen aufgefallen, wobei die Schafe selber schon aufgeregter sind, und einfach dem ersten Schaf nachrennen. Die Kühe wurden einzeln mit der Hebebühne in den Lastwagen gehoben.

Gestern Abend kam Beta mit mir auf einen Abschiedsritt. Zuvor musste ich die wenigen Pferde, die noch drin sind im Sumpf einfangen. Tvistur stand nahe am Stall, deshalb setzte ich mich auf ihn. Tvistur sank im Sumpf bis zum Bauch ein, wir fanden es beide nicht so toll. Die Pferde, die schon im Sumpf standen störte das gar nicht. Die „schwammen“ munter darin herum, und hatten keine Lust, nach Hause zu kommen.

Nach dem Ritt liessen wir auch die letzten Pferde nach draussen. Da ich vorher Tvistur ritt, wollte ich noch mal auf Snilld reiten. Ich ritt mit ihr vorne weg bis zum Tor, die kleine Herde folgte mir und Beta trieb von hinten mit dem Auto. Das war erst das zweite Mal, dass ich ohne Sattel auf Snilld sass, und sie war einfach toll!

Währenddem Beta und ich in der Küche sassen und assen, begann es draussen zu schneien. Innert kürzester Zeit lag 10cm Neuschnee. Heute Morgen hatten wir ein richtiges Abenteuer, auf der frisch verschneiten Strasse nach Egilsstadir zu fahren. Zum Glück blieben wir nicht stecken, und am Berghang kamen wir ohne schieben hoch. Immerhin ist der Abschied in Húsey etwas leichter, wenn keine Pferde mehr drin sind, die Katze Kolur irgendwo draussen ist, der Hund Depill schläft, und die einzige Person, die noch da ist, mit an den Flughafen kommt.

Der Flug über das Hochland von Island war wolkenlos und traumhaft. Frisch verschneit konnte man die Lavafelder manchmal kaum von Gletschern unterscheiden.

In Reykjavík holten mich Beta und Þorhildur’s Bruder Gulli und seine Frau Ragna am Flughafen ab. Mit ihnen fuhr ich nach Þorlákshöfn. Hier fand heute ein Trauergottesdienst für Örn statt. Die Beerdigung ist nächsten Freitag in Egilsstadir.

Später konnte ich mich bei Kaffee und Kuchen in Selfoss noch richtig bei Laufey und Arney verabschieden. Ich versprach ihnen, dass ich nächstes Jahr wiederkomme!

Einen ganzen Tag isländischen Gesprächen zuzuhören macht müde, deshalb werde ich heute früh schlafen gehen. Morgen um 16.55Uhr geht meine Reise weiter. 6.5Stunden später werde ich in Washington D.C. landen.

Bis dahin: Bless bless!

2 Kommentare

  1. Meine Liebe,
    Was für eine intensive Zeit ist nun zu Ende gegangen. Ich habe den Sommer mit dir so genossen und würde jederzeit wieder mit dir in einen Wohnwagen ziehen Pass auf dich auf und bis bald! Deine Zazie

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