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Vollgas in den Norden

Das Museum in Wellington war tatsächlich sehr sehenswert. Ich habe viel neues über Neuseeland und das Meer rundherum erfahren, und habe mich natürlich in einem kleinen Haus von einem künstlichen Erdbeben durchschütteln lassen.

Nach dem Mittag hatte ich aber genug von den vielen Menschen, und wollte wieder aus der Stadt raus. Und weil es gerade so gut ging, fuhr ich bis auf die Höhe von Palmerston North, wo ich an einem wunderschönen Strand übernachtete. Jetzt bin ich auch endlich auf der richtigen Seite der Insel für Sonnenuntergangsbilder! Das Wetter war klar, und ich sah links am Horizont die Berge der Südinsel, und rechts den Mt. Taranaki.

Am nächsten Tag fuhr ich Richtung Whanganui. Ein Teil der Strecke war stinklangweilig, da alles flach war, die Gegend überall gleich aussah, und die Strasse kilometerweit nur geradeaus geht. In Whanganui legte ich einen kurzen Stopp ein, besuchte ein Visitorcenter und sah mir kurz die Stadt an. Ausserdem fand ich am Morgen im Internet eine Stelle, wo man Reittouren an den Strand machen kann. Aber es kam, wie es kommen musste, die Besitzer waren gerade in Rotorua für ein paar Tage… Aber: aufgeschoben ist nicht aufgehoben, ich komme bestimmt noch an meinen Strandritt!

Als mit der Reittour am Nachmittag also nichts war fuhr ich einfach ein Stück weiter. Und plötzlich war ich in Hawera, wo ich gleich danach einen Campingplatz aufsuchte.

Als nächstes fuhr ich in den Egmont Nationalpark, der eigentlich den ganzen Berg (Mt. Taranaki, oder Mt. Egmont) umfasst. Drei Strassen führen der Bergflanke entlang nach oben, und ich wählte die Strasse, die am südlichsten ist und nach Dawson Falls führt. Die Strasse schlängelte sich durch dichten Wald, es kam mir so unwirklich vor!

Der Berggipfel versteckte sich heute zwar in den Wolken, aber Dawson Falls lag noch darunter. Ich entschied mich für einen Walkingtrail zum Dawson Fall, der mit 1h15 angeschrieben war. Ich spazierte also los, durch den dichten, alten Busch, der nicht umsonst „Goblin Forest“ genannt wird. Es hätte mich überhaupt nicht verwundert, wenn ein Goblin oder ein Troll hinter einem Baum hervorgekommen wäre. Ich besichtigte den 18Meter hohen Wasserfall, stieg durch das Gebüsch, stolperte über grosse Wurzeln und kletterte Treppenstufen hoch, die so hoch wie mein Knie waren. Nach einer halben Stunde kehrte ich (etwas verwirrt ab der Zeitangabe) zu meinem Auto zurück.

Ich startete den Motor und fuhr wieder den Berg hinunter. Ich folgte dem sogenannten „Surf-Highway“, der um die Halbinsel führt. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass der Name überhaupt nichts mit den Surfstränden in dieser Gegend zu tun hat, sondern weil man auf der Strasse selbst wunderbar die (Boden)-Wellen reiten kann.

Auch in New Plymouth legte ich nur einen kurzen Stopp ein, bevor ich weiter Richtung Norden fuhr. Kurz nach Mokau richtete ich mich auf einem tollen Campingplatz direkt am Strand ein, nachdem ich die „Three Sisters“ besucht hatte. Das sind drei Felsen im Meer. Auch die Klippen am Festland sind sehenswert: Überall gibt es kleine Höhlen und Tunnel, die verschiedenen Gesteinsschichten sind sehr deutlich sichtbar. Zum Glück war gerade Ebbe, denn bei Flut wäre es nicht möglich gewesen, dahin zu gehen.

Gestern fuhr ich wieder mal eine etwas kürzere Streckte. Die Strasse führte über die Hügel nach Waitomo. Hier ist die Erde durchlöchert, und überall gibt es Höhlen im Boden. Ganz spontan schloss ich mich einer Tour an, die in zwei Höhlen führte, die etwas weiter weg von all den Menschen waren. Die Gruppe bestand nur aus elf Leuten. Durch die erste Höhle floss ein Fluss, der voll Aale war und nach einem kurzen Fussmarsch mit Stirnlampen setzten wir uns in ein Gummiboot. Hier wurden alle Lichter ausgeschaltet. Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte man, dass die ganze Höhle von Glühwürmchen beleuchtet wurde. Die Decke war voller Glühwürmchen, und je länger man sie anstarrte, desto mehr begann man den Rest der Höhle zu sehen. Das blaue Licht der Würmchen reichte aus, um die Felsen zu sehen, und das Wasser spiegelte die Höhlendecke, oder vielmehr das Licht, das von der Decke kommt.

Wir verbrachten etwa 40Minuten in dieser Höhle, bevor wir nach einer kurzen Pause in die zweite Höhle stiegen. Hier gibt es (fast) kein Wasser, deshalb sieht man auch (fast) keine Glühwürmchen. Trotzdem war es sehr faszinierend: Die Höhle wurde elektrisch beleuchtet, so dass man all die Stalaktiten bewundern konnte. An einer Stelle war die Höhle recht hoch, und als der Führer das Licht ganz ausmachte, hörte man einige erstaunte Ausrufe: An der Decke sah man ein paar wenige Glühwürmchen, und gleich daneben kam ein Lichtstrahl von der Decke herein, der einen perfekten Kreis auf der Höhlenwand beleuchtete. Sonnenlicht!

Später sah man noch ein paar andere Orte, an denen es ein Loch in der Decke hatte. Durch ein solches wurde die Höhle entdeckt, weil ein Schaf hineingefallen ist. Überall unter diesen Löchern lagen Äste, Laub und Tierknochen. In einer Ecke lagen sogar die uralten Gebeine eines Moa, ein längst ausgestorbener, riesiger Vogel, der mit dem Kiwi verwandt ist.

Auf dem Hinweg zu den Höhlen erfuhren und sahen wir, wie Erdbeben die Gegend veränderten. Man sieht eingestürzte Höhlen, und denkt dabei natürlich daran, dass man gerade selbst gleich in einer Höhle ist. In den Höhlen zeigte uns der Führer Linien und Kanten, wo Erdbeben die Höhlenwände verschoben haben. Eindrücklich, was da für Kräfte wirken müssen!

Die Tour dauerte drei Stunden, so kehrten wir um vier Uhr zurück. Ich fand gleich ein paar Kilometer weiter einen schönen Campingplatz.

Heute Morgen ging es weiter Richtung Hamilton, wo ich wieder Gas kaufen konnte. Hier bemerkte ich, dass das Gas eigentlich nicht an Personen unter 21Jahren verkauft wird, aber ich hatte Glück, und sie wollten nicht wissen, wie alt ich bin 🙂

Einmal mehr, wie schon in anderen Städten, habe ich festgestellt, dass ich einfach nicht gerne in den Städten bin, und dass es ausser Museen auch nicht wirklich viel zu sehen gibt. So fuhr ich weiter dem Highway Nr. 1 entlang, wo ich ein paar Kilometer von Mercer entfernt einen Platz für die Nacht gefunden habe.

Morgen geht es wahrscheinlich ziemlich ohne Halt durch Auckland.

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